Energiesparen: Ökologische Verantwortung und Geschäft

Es glich einem Paukenschlag, als mit Beginn des laufenden Jahres das Energieeffizienzgesetz vorgestellt wurde. Darin heißt es, Energielieferanten seien dazu verpflichtet, den Verbrauch ihrer Kunden bis zum Jahr 2020 jährlich um 0,6 Prozent zu senken, beziehungsweise die Effizienz zu steigern. Bei Nichterfüllung dieser Auflagen drohen Abschlagszahlungen. Nun stellt sich heraus, dass gerade jene, die am lautesten dagegen wetterten, die größten Nutznießer sein könnten – nämlich die Stromkonzerne.  

So wirklich klar, wie die Einsparungsziele des Energieeffizienzgesetzes erreicht werden sollen, war zu Beginn des Jahres niemandem. Der Plan des Wirtschaftsministeriums war zunächst, eine unabhängige Monitoring-Stelle einzurichten, die verschiedene Maßnahmen von Energielieferanten zur Verbrauchseindämmung vorschlagen und bewerten sollte. Das zog sich offenbar zu lange hin und so wurde das Ministerium kurzerhand selbst aktiv. Das Ergebnis: Ein rund 136 Seiten starkes Papier, das Maßnahmen und Bewertungsvorschläge abgibt, wie Energielieferanten zu ihrem Sparziel gelangen sollen. Die darin präsentierten Vorschläge werden von Experten mehr als kritisch beäugt, wie ein Artikel der Presse berichtet.

Oberflächliche Maßnahmen, kreative Bewertungen

In besagtem Methodenpapier ist die Rede vom Verschenken von LED-Birnen, von kostenlosen Sprit-Spar-Trainings und Energiesparberatungen per Telefon. All dies sollen sich Energieunternehmen anrechnen lassen können, um so zu ihrem Einsparungsziel zu gelangen – zumindest der Theorie nach. Denn quantifiziert sind die Maßnahmen – um es milde auszudrücken – auf kreative Art und Weise. So soll ein Training für Spritsparen und das richtige Bremsen den Treibstoffverbrauch des betreffenden Kunden um etwa ein Zehntel reduzieren.

energieeffizienzUnd auch für Unternehmer und Private, die in Sachen Energieerzeugung auf ökologisch verantwortungsvolle Varianten setzen bzw. umrüsten, ist die Sache unklar. In zahlreichen Medienberichten der jüngsten Vergangenheit war die Rede von kuriosen Einzelfällen, wo Unternehmer ihre Anlagen auf energieschonende und ökologisch saubere Systeme umrüsteten, jedoch durch mangelnde Richtlinien und Bewertungen des Energieeffizienzgesetzes nicht ent-, sondern vielmehr belastet wurden.

Das rührt daher, dass es noch keine energieträgerübergreifende Betrachtung von Einsparungsmaßnahmen gibt.

Energie beim Heizen einsparen

Ein Beispiel: Das Heizen mit Pellets erfreut sich zunehmend großer Beliebtheit – immer mehr Menschen rüsten auf das Heizen mithilfe der kleinen Holzpresslinge um. Der Grund dafür liegt zum einen daran, dass das Heizen mit zertifizierten Pellets umweltschonend, ja sogar klimaneutral ist – also dem aktuellen Umweltgedanken entspricht. Und andererseits an der sehr erfreulichen Pellets-Preisentwicklung der letzten Jahre und Monate. Wer in eine Pelletsheizung investiert und dadurch beispielsweise seine Ölheizung ersetzt, wird seine Stromkosten nicht reduzieren, sondern vielleicht sogar erhöhen.

Denn die Zufuhr der Pellets zur Heizung bedarf eines speziellen Transportsystems, das in aller Regel mit Strom betrieben wird. Der Stromverbrauch steigt damit bzw. bleibt gleich. Energieerzeuger sehen am Papier lediglich diese Tatsache, nicht aber, dass der Kunde in eine umweltschonende Heizanlage investiert hat und somit CO2-Emissionen einspart. Eine Anrechnung ist deswegen nicht möglich. Und genau hierin liegt der Grund für das große Irritationspotenzial und das kollektive Kopfschütteln – sowohl aufseiten der Unternehmer wie auf jener der Privatverbraucher.

Energiesparen – eine Sache der Industrie oder doch eine persönliche?

Dass Kunden vonseiten der Energieunternehmen Energiesparziele auferlegt bekommen, ist bis zu einem gewissen Grad ein paradoxer Ansatz, verdienen diese doch ihr Geld damit, dass Energie verbraucht wird. Außerdem ist das Einsparen von Strom, Gas, Benzin und Co. doch eigentlich eine Sache in eigener Angelegenheit, möchte man zumindest meinen. Mit der Veröffentlichung des Energieeffizienzgesetztes ging ein lauter Branchenaufschrei einher. Nach und nach verstummter dieser jedoch und ging in eine mehr oder weniger einsichtige Resignation der Stromanbieter über.

Energie hat ihren Preis

Energie – und das im ausreichenden Umfang – ist einer jener Grundpfeiler, auf denen unsere moderne Gesellschaft beruht. Leider jedoch gibt es Energie nicht umsonst. Auf der einen Seite müssen Kunden dafür bezahlen, auf der anderen Seite muss das die Umwelt. Denn noch immer wird die meiste Energie mithilfe sogenannter fossiler Brennstoffe (Kohle, Erdöl und Erdgas) gewonnen. Dabei wird Kohlendioxid freigesetzt, was langfristig zu einer Schädigung des globalen Klimas führt. Das in den Griff zu bekommen und für die langfristige Stabilisierung und Aufrechterhaltung des globalen Ökosystems zu sorgen, ist Ziel zahlreicher supranationaler Abkommen wie etwa dem Kyoto-Protokoll.

Alternativen zu fossilen Brennstoffen

Seit mittlerweile vielen Jahren sind die sogenannten erneuerbaren Energien in aller Munde. Gemeint ist damit die Energiegewinnung aus der Kraft des Wassers, des Windes und der Sonne. Dabei entsteht im Gegenzug zu fossilen Brennstoffen kein Kohlendioxid; die Energie ist somit klimaneutral. Diese Formen der Energieerzeugung haben aber auch den Nachteil, dass sie von Menschenhand nicht steuerbar sind. Fließt wenig Wasser, scheint die Sonne nicht, oder geht kein Wind, dann gibt es auch keinen Strom und die Stabilität des gemeinsamen europäischen Netzes ist in Gefahr.

Denn damit dieses gemeinsame Netz aufrechterhalten werden kann, braucht es zu jeder Zeit eine bestimmte Netzfrequenz. Diese ist nur dann gewährleistet, wenn eine bestimme Menge an Strom eingespeist wird. Die Alternative zu erneuerbaren Energien und fossilen Brennstoffen sind Atomkraftwerke, die aber spätestens seit Fukushima wieder wenig Popularität genießen. Diese verursachen zwar keine CO2-Emissionen, richten aber verheerende Schäden bei einer unkontrollierten Kernschmelze an. Auch die Frage nach der sinnvollen und schonenden Beseitigung des Atommülls ist immer noch ungeklärt.