Was sind Gasnetzentgelte?
Gasnetzentgelte sind die Gebühren, die Haushalte und Betriebe für die Nutzung des Gasverteilernetzes entrichten müssen. Sie finanzieren den Betrieb, die Instandhaltung und den Ausbau der Leitungen, Zähler und Kompressorstationen, damit Gas zuverlässig zu den Kunden gelangt.
Im Gegensatz zum reinen Energiepreis sind diese Entgelte staatlich reguliert und werden jährlich durch die österreichische Regulierungsbehörde E‑Control festgelegt. Typischerweise machen sie rund ein Fünftel des gesamten Gaspreises aus – der Rest setzt sich aus dem Energiepreis, Steuern und Abgaben zusammen.
Für private Haushalte werden die Netzentgelte vor allem durch zwei Grössen bestimmt: einen fixen Grundpreis pro Jahr sowie einen Arbeitspreis pro verbrauchter Kilowattstunde (kWh). Da die gesamten Netz‑Kosten von einem kleineren Verbrauchsvolumen getragen werden müssen, steigen die Entgelte, wenn der Gasverbrauch sinkt.
Entwicklung der Gasnetzkosten 2023-2026
In den letzten Jahren sind die Gasnetzentgelte in Österreich deutlich gestiegen. Die folgende Tabelle fasst die durchschnittlichen Erhöhungen und die daraus resultierenden Mehrkosten für einen typischen gasbeheizten Haushalt (Jahresverbrauch 15 000 kWh) zusammen.
Jahr | Durchschnittlicher Anstieg der Gasnetzentgelte (AT‑weit) | Mehrkosten für einen Haushalt |
2023 | ≈ 13 % | Für einen typischen Haushalt erhöhten sich die Netzentgelte um rund 3,50 € pro Monat. Tirol ist die einzige Region mit sinkenden Gebühren. Netzgebühren machten weiterhin weniger als 20 % der Gasrechnung aus. |
2024 | ≈ 3 % | Die Erhöhung fiel deutlich geringer aus: Für 15 000 kWh Gasverbrauch stiegen die Netzentgelte nur um etwa 0,90 € pro Monat. |
2025 | ≈ 16,6 % | Laut E‑Control stiegen die Gasnetzentgelte ab 1. Januar 2025 im Durchschnitt um 16,6 %. Für ein gasbeheiztes Einfamilienhaus bedeutete dies zusätzliche ca. 5 € pro Monat; die Netzentgelte bleiben rund 20 % des Gesamtpreises. Besonders stark betroffen waren Oberösterreich, Burgenland und Niederösterreich. |
2026 (Entwurf) | ≈ 18,2 % | Der Verordnungsentwurf der E‑Control für 2026 sieht einen weiteren Anstieg von durchschnittlich 18,2 % vor. Ein typischer Haushalt würde dadurch jährlich rund 64 € mehr für das Netz zahlen, während die Stromnetzgebühren nur um 1,1 % steigen. |

Die Grafik zeigt, wie der durchschnittliche prozentuale Anstieg der Gasnetzentgelte in Österreich zwischen 2023 und 2026 zunimmt. Obwohl 2024 eine vorübergehende Entspannung brachte, geht der Trend insgesamt deutlich nach oben.
Regionale Unterschiede
Die Höhe der Netzentgelte variiert stark je nach Bundesland und Netzbetreiber, weil Kosten, Investitionen und Verbrauchsmengen regional unterschiedlich sind. Schon 2025 stellten die Bundesländer mit sinkenden Verbrauchsmengen größere Steigerungen fest: In Niederösterreich erhöhte sich der Gasnetzarbeitspreis für 15 000 kWh im Jahr 2025 um 19,4 %, was 53,32 € zusätzliche Kosten bedeutete. Oberösterreich und Burgenland verzeichneten sogar noch höhere Prozentzuwächse.
Für 2026 wird ein noch größerer regionaler Unterschied erwartet. Der Verordnungsentwurf nennt folgende Steigerungen und Mehrkosten für einen Haushalt mit 15 000 kWh Gasverbrauch:
Bundesland | Geplanter Anstieg der Netzentgelte 2026 | Jahresmehrkosten (typischer Haushalt) |
Kärnten | ≈ 35 % | ≈ 142 € |
Burgenland | ≈ 25 % | ≈ 120 € |
Steiermark | ≈ 27,7 % | ≈ 104 € |
Niederösterreich | ≈ 30 % | ≈ 100 € |
Wien | ≈ 17 % | ≈ 85 € |
Salzburg | ≈ 14,5 % | ≈ 45 € |
Vorarlberg / Tirol | ≈ 12 % | ≈ 40 € |
Oberösterreich | ≈ 7 % | ≈ 28 € |
Die extrem hohe Steigerung in Kärnten (+35 %) wird damit begründet, dass dort der Gasverbrauch besonders stark zurückgegangen ist, wodurch sich die Fixkosten auf weniger Kilowattstunden verteilen. Auch Burgenland, Niederösterreich und Steiermark müssen aufgrund sinkender Transportmengen und höherer vorgelagerter Netzentgelte kräftige Aufschläge verkraften.
Wien, Salzburg, Vorarlberg und Tirol sind zwar weniger stark betroffen, haben aber dennoch zweistellige Zuwächse. Oberösterreich verzeichnet den geringsten Anstieg, weil hier der Verbrauch vergleichsweise stabil blieb.
Ursachen des Anstiegs
Der deutliche Anstieg der Gasnetzentgelte hat mehrere Ursachen:
- Sinkender Gasverbrauch: Der Gasabsatz ist in Österreich in den letzten Jahren deutlich gesunken. Haushalte und Betriebe sparen Energie, Umstellungen auf Wärmepumpen, Fernwärme und erneuerbare Energien laufen auf Hochtouren, und milde Winter führten zu einem geringeren Heizbedarf. Da die Netzkosten vor allem fix sind, müssen diese nun auf weniger kWh verteilt werden. Die E‑Control berechnet die Entgelte auf Basis des Durchschnittsverbrauchs der letzten drei Jahre; dieser lag 2025 um 7,4 % unter dem Vorjahr. Der Rückgang setzt sich fort, weshalb 2026 noch höhere Aufschläge nötig sind.
- Wegfall des Gastransitgeschäfts: Österreich spielt als Gas‑Transitland eine immer geringere Rolle. Die geringere Auslastung der überregionalen Leitungen führt zu höheren vorgelagerten Netzentgelten, die auf die Endkund*innen überwälzt werden. Dies betrifft vor allem das Burgenland und die östlichen Bundesländer.
- Inflation und höhere Kapitalkosten: Seit Beginn der Energiekrise sind die Preise für Wartung, Material und Finanzierung deutlich gestiegen. Für 2023 führte der Preissprung bei Gas dazu, dass Messdifferenzen, Eigenverbrauch und Kompressorenergie teurer wurden; allein dadurch stiegen die Netzentgelte um rund 13 %. Die 2025‑erhöhung wird u. a. mit allgemeiner Inflation und höheren Pipeline‑Tarifen begründet.
- Regulatorische Vorgaben und Investitionen: Netzbetreiber müssen einen gesetzlichen Anschlusszwang erfüllen und können die Infrastruktur nicht kurzfristig verkleinern. Gleichzeitig erfordert die Energiewende Investitionen in neue Leitungen, Messsysteme und Sicherheitsreserven. Diese Investitionen schlagen sich im Netzentgelt nieder. Laut E‑Control wird für 2026 zwar ein „Sonnenrabatt“ von 20 % für Stromnetzgebühren eingeführt, Gasnetzgebühren profitieren davon aber nicht.
- Wenig Flexibilität beim Kostenausgleich: Da Netzkosten staatlich reguliert sind, können sie nicht einfach durch Marktmechanismen aufgefangen werden. Rücklagen aus der Zeit hoher Gasabsätze sind begrenzt, und das regulatorische System arbeitet mit Verzögerung. Daher wirken sich Verbrauchsrückgänge erst mit mehreren Jahren Verzögerung und dann sehr stark auf die Tarife aus.
Tipps für Verbraucherinnen und Verbraucher
Da Gasnetzentgelte reguliert sind, lässt sich der Preis durch einen Wechsel des Energielieferanten nicht beeinflussen. Dennoch gibt es Möglichkeiten, die Gesamtrechnung zu senken:
- Energieverbrauch reduzieren: Gut gedämmte Gebäude, effiziente Heizkessel und Raumtemperaturen von 19-21 °C sparen Gas. Auch regelmäßige Wartung senkt den Verbrauch.
- Auf erneuerbare Heizungen umsteigen: Wärmepumpen, Fernwärme oder Biomasseheizungen reduzieren den Gasbedarf und entlasten langfristig vom hohen Netzentgelt. Viele Bundesländer gewähren Investitionsförderungen.
- Tarifvergleich durchführen: Obwohl die Netzentgelte gleich bleiben, kann der Energiepreis durch einen Anbieterwechsel gesenkt werden. Die E‑Control stellt einen kostenlosen Tarifrechner zur Verfügung.
- Förderungen nutzen: Die Bundesregierung verlängerte die Strom‑Kostenbremse und senkte Abgaben auf Strom bis Ende 2024. Auch soziale Unterstützung wie der Wohn‑ und Heizkostenzuschuss kann beantragt werden, wenn das Haushaltsbudget durch steigende Energiepreise belastet ist.
Ausblick auf 2027 & 2028
Der Trend zeigt, dass die Gasnetzentgelte in Österreich in den nächsten Jahren weiter steigen könnten. Die Dekarbonisierung des Wärmesektors, die steigenden Investitionskosten und die sinkenden Transportmengen führen dazu, dass die vorhandene Infrastruktur durch immer weniger Kund*innen finanziert werden muss. Solange das Gasnetz nicht deutlich verkleinert oder für alternative Energieträger (z. B. grünen Wasserstoff) genutzt wird, bleiben hohe Netzentgelte wahrscheinlich. Verbraucherinnen und Verbraucher sollten sich daher langfristig auf weitere Anpassungen einstellen, ihre Gebäude energetisch optimieren und mittelfristig über einen Umstieg auf erneuerbare Heizsysteme nachdenken.
Die geplante gesetzliche Reform des Gasnetzes und Investitionen in klimafreundliche Technologien bieten jedoch die Chance, die Netzentgelte mittelfristig zu stabilisieren. Je schneller der Rückbau der Gasinfrastruktur erfolgt und alternative Energiequellen etabliert werden, desto eher lässt sich die Kostenfalle Gasnetz überwinden.