Der Klimawandel und die dringende Notwendigkeit einer nachhaltigen Energieversorgung haben Österreich dazu veranlasst, umfassende gesetzliche Rahmenbedingungen für den Ausbau erneuerbarer Energien zu schaffen. Das Erneuerbare-Ausbau-Gesetz (EAG) von 2021 bildet dabei das Herzstück der österreichischen Energiepolitik. Mit dem ambitionierten Ziel, die Stromerzeugung aus erneuerbaren Quellen bis 2030 um 27 Terawattstunden (TWh) zu steigern, setzt Österreich ein klares Zeichen für den Klimaschutz und die Energiewende.
Technologie | Leistung (Stand 2020, GW) | Ziel für 2030 (GW) | Erwartetes Wachstum (%) |
---|---|---|---|
Photovoltaik | 2,2 | 13 | +490 % |
Windkraft | 3,1 | 10 | +223 % |
Wasserkraft | 14,5 | 17 | +17 % |
Biomasse | 1,6 | 2 | +25 % |
Das Erneuerbare-Ausbau-Gesetz (EAG) im Detail
Das EAG ist das zentrale Instrument zur Förderung des Ausbaus erneuerbarer Energien in Österreich. Es regelt die finanzielle Unterstützung für Anlagen zur Erzeugung von Strom aus erneuerbaren Quellen wie Wasserkraft, Windkraft, Sonnenenergie und Biomasse.
Marktprämien
Das EAG sieht Marktprämien als zentrales Förderinstrument vor. Die Höhe der Prämie wird durch eine Kombination von Faktoren bestimmt, darunter die verwendete Technologie, die Anlagengröße und der aktuelle Strompreis. Um die Marktprämie zu erhalten, müssen Anlagenbetreiber einen Antrag bei der OeMAG (Österreichische Energieagentur) stellen. Die OeMAG prüft die Anträge und bewilligt die Förderungen.
Zusätzlich zu den Marktprämien bietet das EAG auch Investitionszuschüsse für erneuerbare Energieprojekte. Diese Kombination aus Marktprämien und Investitionszuschüssen soll die finanzielle Tragfähigkeit von Projekten im Bereich der erneuerbaren Energien verbessern und den Ausbau beschleunigen.
Voraussetzungen für die Förderung
Um Förderungen im Rahmen des EAG zu erhalten, müssen Anlagen bestimmte Voraussetzungen erfüllen. Dazu gehören unter anderem:
- Technische Standards: Die Anlagen müssen den geltenden technischen Standards entsprechen, um einen sicheren und effizienten Betrieb zu gewährleisten.
- Nachhaltigkeitskriterien: Bei der Errichtung und dem Betrieb der Anlagen müssen Nachhaltigkeitskriterien berücksichtigt werden, um negative Auswirkungen auf die Umwelt zu minimieren.
Fördermechanismus | Beschreibung | Zielgruppe | Förderhöhe | Laufzeit |
---|---|---|---|---|
Marktprämie | Förderung durch Differenzzahlung zum Marktpreis | Betreiber großer Anlagen | Variabel (abhängig vom Marktpreis) | Bis zu 20 Jahre |
Investitionszuschüsse | Einmalige Zuschüsse für Photovoltaik, Wind, Wasser & Biomasse | Private & Unternehmen | Je nach Technologie & Leistung | Einmalig |
Gemeinschaftliche Erzeugungsanlagen | Vergünstigungen für gemeinsame Nutzung von EE-Anlagen | Mehrparteienhäuser | Reduktion von Netzkosten | Langfristig |
Energiegemeinschaften | Lokale oder regionale Nutzung erneuerbarer Energien | Private, Unternehmen, Gemeinden | Steuerliche & netztechnische Vorteile | Langfristig |
Innovationsförderung | Unterstützung neuer Technologien zur Energiegewinnung | Startups, Forschungseinrichtungen | Projektabhängig | Projektbezogen |
Regionale Unterschiede
In einigen Fällen können regionale Unterschiede in der Förderung bestehen. Dies ist beispielsweise bei der Wasserkraft der Fall, wo die Förderhöhe von der Größe des Einzugsgebiets abhängen kann.
Rechtliche Rahmenbedingungen
Der Bau und Betrieb von Anlagen zur Erzeugung erneuerbarer Energien unterliegt verschiedenen rechtlichen Rahmenbedingungen. Dazu gehören Genehmigungsverfahren, Netzanschlussbestimmungen und weitere Vorschriften, die den sicheren und umweltverträglichen Betrieb der Anlagen gewährleisten sollen.
Evaluierung und Anpassung
Das EAG sieht eine regelmäßige Evaluierung des Ausbaus der erneuerbaren Energien vor. Die Evaluierung umfasst die Fortschritte bei der Erreichung der Ziele des EAG, die Wirksamkeit der Förderinstrumente und die Auswirkungen des Gesetzes auf die Energieversorgung, die Umwelt und die Wirtschaft. Auf Basis der Evaluierungsergebnisse kann das Gesetz angepasst werden, um die Zielerreichung zu gewährleisten und den sich ändernden Rahmenbedingungen im Energiebereich Rechnung zu tragen. Dieser Prozess stellt sicher, dass das Gesetz effektiv und relevant bleibt, um seine Ziele zu erreichen.
Erneuerbare-Energie-Gemeinschaften (EEG)
Erneuerbare-Energie-Gemeinschaften (EEG) ermöglichen die gemeinschaftliche Nutzung von Energie aus erneuerbaren Quellen. Sie spielen eine wichtige Rolle bei der Dezentralisierung der Energieversorgung und der Stärkung der Bürgerbeteiligung an der Energiewende. EEGs ermöglichen es Bürgern und Gemeinden, aktiv an der Energiewende teilzunehmen und zu einem nachhaltigeren Energiesystem beizutragen.
Arten von EEG
Es gibt zwei Haupttypen von EEGs:
- Bürgerenergiegemeinschaften: Zusammenschlüsse von Bürgerinnen und Bürgern, die gemeinsam Energie erzeugen, speichern und nutzen.
- Erneuerbare-Energie-Gemeinschaften: Diese Gemeinschaften können auch Unternehmen umfassen und ermöglichen eine breitere Beteiligung an der gemeinschaftlichen Energienutzung.
Gemeinschaftliche Energienutzung
Die gemeinschaftliche Nutzung von Energie in EEG kann auf verschiedene Weise erfolgen. Beispiele hierfür sind:
- Stromspeicher: Gemeinsam genutzte Batteriespeicher ermöglichen die Speicherung von überschüssigem Strom aus erneuerbaren Quellen und tragen dazu bei, die Versorgungssicherheit zu erhöhen.
- Smart Grids: Intelligente Stromnetze ermöglichen eine effiziente Verteilung und Nutzung der Energie innerhalb der EEG und optimieren den Energiefluss zwischen Erzeugern und Verbrauchern.
- Peer-to-Peer-Energiehandel: Mitglieder der EEG können untereinander Strom handeln und so den Eigenverbrauch von erneuerbarer Energie maximieren.
- Gemeinschaftseigene Microgrids: EEGs können eigene kleine Stromnetze (Microgrids) aufbauen, die unabhängig vom öffentlichen Netz betrieben werden können und die Versorgungssicherheit im Falle von Stromausfällen gewährleisten.
Vorteile der Teilnahme an EEGs
Die Teilnahme an einer EEG bietet eine Reihe von Vorteilen:
- Reduzierte Energiekosten: Durch die gemeinschaftliche Nutzung von Energie und den Eigenverbrauch von erneuerbarem Strom können die Energiekosten für die Mitglieder der EEG gesenkt werden.
- Erhöhte Selbstversorgung: EEGs ermöglichen eine höhere Unabhängigkeit von externen Energieversorgern und tragen zur regionalen Wertschöpfung bei.
- Aktive Beteiligung an der Energiewende: Mitglieder von EEGs leisten einen Beitrag zum Klimaschutz und zur nachhaltigen Energieversorgung.
- Stärkung der Gemeinschaft: EEGs fördern die Zusammenarbeit und den Zusammenhalt in der Gemeinde.
Steuerliche Vorteile
EEG können von steuerlichen Vorteilen profitieren. So sind beispielsweise die Einnahmen aus dem Verkauf von Strom an Mitglieder der EEG von der Umsatzsteuer befreit. Dies erhöht die wirtschaftliche Attraktivität von EEGs und fördert deren Gründung.
Herausforderungen
Die Gründung und der Betrieb einer EEG sind mit verschiedenen Herausforderungen verbunden:
- Finanzierung: Die Finanzierung der Anlagen und der Infrastruktur kann eine Herausforderung darstellen, insbesondere für kleinere EEGs.
- Rechtliche Hürden: Die rechtlichen Rahmenbedingungen für EEG sind komplex und können die Gründung erschweren.
- Netzanschluss: Der Anschluss der EEG an das öffentliche Stromnetz kann mit technischen und administrativen Hürden verbunden sein.
- Gemeinschaftliche Entscheidungsfindung: Die Entscheidungsfindung in einer EEG erfordert eine gute Kommunikation und Kooperation zwischen den Mitgliedern.
- Akzeptanz in der Gemeinde: Die Akzeptanz von EEGs in der Gemeinde kann durch Bedenken hinsichtlich der Landschaftsästhetik oder der Auswirkungen auf die Umwelt beeinträchtigt werden.
Erfolgsbeispiele
In Österreich gibt es bereits eine Reihe erfolgreicher EEG. Diese Beispiele zeigen, dass die gemeinschaftliche Energienutzung ein vielversprechender Weg ist, um die Energiewende voranzutreiben. Informationen und Best-Practice-Beispiele finden Sie auf der Website der OeMAG und bei den Energieversorgern.
Erneuerbare-Wärme-Gesetz (EWG) und „Raus aus Öl und Gas“
Das Erneuerbare-Wärme-Gesetz (EWG) fördert den Umstieg von fossilen Brennstoffen auf erneuerbare Energien im Wärmebereich. Ziel des EWG ist es, den Anteil erneuerbarer Energien an der Wärmeerzeugung bis 2030 auf 39% zu erhöhen. Die Initiative „Raus aus Öl und Gas“ unterstützt den Austausch alter Öl- und Gasheizungen durch umweltfreundliche Alternativen. Die Initiative zielt darauf ab, fossile Heizsysteme schrittweise aus dem Markt zu nehmen und den Umstieg auf erneuerbare Energien im Wärmebereich zu beschleunigen.
Förderungen im Rahmen von „Raus aus Öl und Gas“
„Raus aus Öl und Gas“ bietet attraktive Förderungen für den Heizungstausch. Die Förderhöhe variiert je nach gewählter Technologie und den individuellen Voraussetzungen, wie z.B. dem Einkommen des Antragstellers und der Energieeffizienz des Gebäudes. Detaillierte Informationen zu den Förderbeträgen und den Voraussetzungen finden Sie auf der Website des Bundesministeriums für Klimaschutz (BMK) und bei den jeweiligen Landesregierungen.
Alternative Heizsysteme
Gefördert werden unter anderem folgende Alternativen zu Öl- und Gasheizungen:
- Wärmepumpen: Wärmepumpen nutzen die Umgebungswärme zum Heizen und können mit Strom aus erneuerbaren Quellen betrieben werden. Sie sind eine effiziente und umweltfreundliche Alternative zu fossilen Heizsystemen.
- Biomasseheizungen: Biomasseheizungen nutzen nachwachsende Rohstoffe wie Holzpellets oder Hackschnitzel zur Wärmeerzeugung. Sie sind eine CO2-neutrale Alternative zu fossilen Brennstoffen.
- Solarthermie: Solarthermieanlagen nutzen die Sonnenenergie zur Warmwasserbereitung und Heizungsunterstützung. Sie reduzieren den Energiebedarf für die Warmwasserbereitung und senken die Heizkosten.
Schritte zum Heizungstausch
Der Austausch einer alten Heizung erfordert einige Schritte:
- Beratung: Eine Energieberatung hilft bei der Auswahl der passenden Technologie und der Planung des Heizungstauschs. Energieberater können Ihnen Informationen zu den verschiedenen Heizsystemen, den Fördermöglichkeiten und den rechtlichen Rahmenbedingungen geben.
- Planung: Die Planung des Heizungstauschs umfasst die Dimensionierung der Anlage und die Auswahl der Komponenten. Ein Fachbetrieb kann Ihnen bei der Planung und der Auswahl der optimalen Heizlösung für Ihr Gebäude helfen.
- Installation: Die Installation der neuen Heizung sollte von einem qualifizierten Fachbetrieb durchgeführt werden. Der Fachbetrieb kümmert sich um die fachgerechte Installation und Inbetriebnahme der neuen Heizungsanlage.
Regionale Unterschiede
Bei den Förderungen im Rahmen von „Raus aus Öl und Gas“ kann es regionale Unterschiede geben. Informationen zu den regionalen Förderprogrammen erhalten Sie bei den jeweiligen Landesregierungen.
Zusätzliche Förderprogramme
Neben dem EAG und dem EWG gibt es in Österreich eine Reihe weiterer Förderprogramme für erneuerbare Energien und Energieeffizienz. Der österreichische Klima- und Energiefonds bietet beispielsweise Förderungen für:
- Photovoltaikanlagen: Förderungen für die Installation von Photovoltaikanlagen auf Dächern und Freiflächen.
- Solarthermieanlagen: Förderungen für die Installation von Solarthermieanlagen zur Warmwasserbereitung und Heizungsunterstützung.
- Wärmepumpen: Förderungen für den Einbau von Wärmepumpen in Neubauten und Bestandsgebäuden.
- Biomasseheizungen: Förderungen für den Umstieg auf Biomasseheizungen.
- Energieeffizienzmaßnahmen: Förderungen für die energetische Sanierung von Gebäuden, den Einbau neuer Fenster und die Dämmung der Gebäudehülle.
Detaillierte Informationen zu den Förderprogrammen des Klima- und Energiefonds finden Sie auf der Website des Fonds.
Digitalisierung und Erneuerbare Energien
Die Digitalisierung spielt eine wichtige Rolle beim Ausbau erneuerbarer Energien. Smart Meter, Energiemanagement-Systeme und andere digitale Technologien ermöglichen eine effiziente Steuerung und Nutzung der Energie.
- Smart Meter: Intelligente Stromzähler erfassen den Stromverbrauch in Echtzeit und ermöglichen eine genauere Abrechnung und eine bessere Steuerung des Energieverbrauchs.
- Energiemanagement-Systeme: Energiemanagement-Systeme überwachen und optimieren den Energiefluss in Gebäuden und Anlagen. Sie helfen dabei, Energie zu sparen und den Einsatz erneuerbarer Energien zu maximieren.
- Digitale Plattformen: Online-Plattformen ermöglichen den Austausch von Energie zwischen Erzeugern und Verbrauchern und fördern die gemeinschaftliche Energienutzung.
Bürgerbeteiligung an der Energiewende
Die Bevölkerung kann aktiv am Ausbau erneuerbarer Energien beteiligt werden. Bürgerbeteiligungsmodelle, Informationskampagnen und andere Maßnahmen fördern die Akzeptanz und das Engagement für die Energiewende.
- Bürgerbeteiligungsmodelle: Bürgerbeteiligungsmodelle ermöglichen es Bürgerinnen und Bürgern, sich finanziell an erneuerbaren Energieprojekten zu beteiligen und von den Erträgen zu profitieren.
- Informationskampagnen: Informationskampagnen informieren die Bevölkerung über die Vorteile erneuerbarer Energien, die Fördermöglichkeiten und die Möglichkeiten der Bürgerbeteiligung.
- Energieberatung: Energieberatungen bieten unabhängige Informationen und Unterstützung bei der Planung und Umsetzung von Energieeffizienzmaßnahmen und dem Umstieg auf erneuerbare Energien.
Wirtschaftliche und Internationale Aspekte
Der Ausbau erneuerbarer Energien hat positive Auswirkungen auf die österreichische Wirtschaft. Er schafft Arbeitsplätze, fördert Innovationen und stärkt die regionale Wertschöpfung.
- Arbeitsplätze: Der Ausbau erneuerbarer Energien schafft neue Arbeitsplätze in den Bereichen Planung, Installation, Wartung und Betrieb von Anlagen.
- Innovationen: Die Forschung und Entwicklung im Bereich erneuerbarer Energien fördert Innovationen und stärkt die Wettbewerbsfähigkeit der österreichischen Wirtschaft.
- Regionale Wertschöpfung: Der Ausbau erneuerbarer Energien trägt zur regionalen Wertschöpfung bei, da die Wertschöpfungskette von der Produktion der Anlagen bis zum Betrieb der Anlagen in Österreich stattfindet.
Internationale Entwicklungen im Bereich erneuerbare Energien sind relevant für Österreich. Der Austausch von Wissen und Erfahrungen mit anderen Ländern trägt dazu bei, die Energiewende erfolgreich zu gestalten.
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